Worte. Die nicht wollen.

Raketenfeinstaub Oktober 22, 2020

Ich sitze auf meinem Bett, barfuß mit Decke.
Warte und weiß nicht auf was.
Nick Murphy singt „If I’m loud then I am sorry, It’s just too quiet inside this bed, If I’m down then I would hurry, ´Cause what I done is what I meant“.

Muss ich das wollen, was du willst?

„Ein Kompromiss ist die Lösung eines Konfliktes durch gegenseitige freiwillige Übereinkunft, unter beiderseitigem Verzicht auf Teile der jeweils gestellten Forderungen.“ Klingt nicht charmant. Klingt vernünftig. Immerhin: Beide verzichten.

Die Nacht zerfällt in Stunden.
Wenn du gehst, nimmst du alles mit.

Ich bin traurig, will eigentlich schweigen, stattdessen scrolle ich rastlos meine Kontakte durch, rufe erst B. an, dann M., dann F., dann nochmal B., wieder F.
Die Telefonate sind unbefriedigend, ich sage Dinge, die ich nicht so meine, frage nach Sachen, die ich nicht wissen will. Erschöpft zwinge ich mich schließlich zur Stille.

Entscheidungen machen immer weniger Freude. „L’instant de la décision est une folie“, sagt Kierkegaard in Derridas Übersetzung. „Der Moment der Entscheidung ist Wahnsinn“, so könnte man es übersetzen.

Das Stück Wiese, auf dem ich saß, war grüner als im Sommer. Viele Menschen waren mittags am Rhein auf dem Platz mit den großen Steinplatten vor dem Raimunditor. Was so ein paar Tage Regen bewirken können. Ein Mädchen mit dunklen Haaren und Skateboard lief mehrmals an mir vorbei. Die langen Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden, ihr Blick forsch.

Wenn man sich treiben lässt, entscheidet das Leben für einen. Gibt man dann seine Verantwortung ab?
Über FoMo „Fear of Missing out“ informieren schon Krankenkassen, aber darum gehts nicht. Oder doch?

Zehn Stunden später.
Dein Gesicht auf dem verschmierten Display meines iPhones. Wie ich die Fettflecken verabscheue. Bei anderen ist der Display immer sauber, glänzt. Meiner nicht und das obwohl ich ihn mehrmals täglich mit Glasreiniger oder Spülmittel abwische.
„Du siehst gut aus.“
Danke.
„Hab einen schönen Tag.“
Danke.
„Bis später.“
Ja.
Gerne würde ich dir noch etwas Nettes hinterher rufen, aber da ist das Gespräch schon vorbei. Mal wieder zu langsam, denke ich.