Ein Tag am Strand, im Zwiegespräch mit der Burg – Burgenblogger

Auszug aus Burgenblogger.de, 2019

Illustration für Burgenblogger.de

„Heute ist wie eine Schneekugel“, denke ich und liege am Strand in Trechtingshausen. Der Tag fühlt sich wie ein mit Wasser befüllter Behälter an und meine Gedanken wie die kleinen, glitzernden Partikel darin. Gut durchgeschüttelt, sodass die darin stehende Miniatur-Landschaft nicht sichtbar wird.

Deshalb bin ich spazieren gegangen – ich wollte Klarheit haben, die Miniatur-Landschaft wieder sehen. Gehen soll dem Geist helfen. „Ich kann nur beim Gehen nachdenken“, hat der Philosoph Jean-Jacques Rousseau geschrieben.

Nun ja, vor lauter Gehen bin ich in Trechtingshausen am Strand gelandet, die versprochene Klarheit ist nicht eingetreten. Die Burg Sooneck sitzt rechts hinter mir und beobachtet mich von ihrem Berg. Mit mahnendem Blick streift sie mich hin und wieder: „Tu’ was, finde was, schreibe!“
Ich schaue zurück: „Versuche ich doch gerade!“ und liege schuldbewusst im Sand herum. Ohne Decke, ohne Handtuch – wissend, dass ich mich im Winter über die wiedergefundenen Sandkörner freuen werde, an denen diese Erinnerung klebt.

Zu Burgenblogger.de

Die Texte und Zeichnungen sind im Rahmen eines sechsmonatigen Arbeitsstipendiums auf der Burg Sooneck im Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal entstanden. Förderer und Projektpartner sind die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz e. V., die Generaldirektion Kulturelles Erbe und die Rhein-Zeitung.
Als Autorin hatte ich vollkommene Gestaltungsfreiheit den Inhalt und die Textform betreffend.

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