Auszug aus Burgenblogger.de, 2019
Bernie ist Balsam für die Seele. Ich bin erschöpft, müde, kaputt von den letzten Tagen. Es gibt Momente, in denen ist einem alles zu viel. So einen Moment habe ich, als ich vor Bernies Bluesbar stehe.
Neben dem Treppenaufgang zur Terrasse der Bluesbar wird gerade ein riesiger Topf Gulasch gekocht. Der Geruch der schmorenden Zwiebeln steigt die Treppe hoch und mischt sich unter den Zigarettenqualm zweier Biker, die auf der Terrasse sitzen.
Kurz darauf spüre ich Bernies feste Umarmung und meine Anspannung verschwindet in eben dieser. Ganz wider der mittelrheinischen Weinseligkeit trinke ich erstmal ein Bier, heute ist jetzt und irgendwie alles egal, denke ich.
Bernie könnte eine Figur aus einem Roman von Rocko Schamoni sein – der Typ, der schon viele Leben gehabt hat: ein bisschen Sozialarbeit hat er mal studiert, als IT-Supporter gearbeitet, ist 20 Jahre lang verheiratet gewesen, war drogenabhängig, hat in Wiesbaden, Berlin und München gelebt, besaß den ersten Comicbuchladen in Mainz, hat als Suchttherapeut anderen geholfen und ist nun der Besitzer der Bluesbar. Ein bisschen zu gut, ein bisschen zu eigen für diese Welt.
„Wer nichts wird, wird Wirt“, sagt er lachend zu mir und damit ist eigentlich auch schon alles gesagt. Seine langen grauen Haare hat er zu einem Zopf zusammengebunden und seine grünen Augen sehen mich sanft an.
Die Texte und Zeichnungen sind im Rahmen eines sechsmonatigen Arbeitsstipendiums auf der Burg Sooneck im Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal entstanden. Förderer und Projektpartner sind die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz e. V., die Generaldirektion Kulturelles Erbe und die Rhein-Zeitung.
Als Autorin hatte ich vollkommene Gestaltungsfreiheit den Inhalt und die Textform betreffend.