Zurückkehren – Burgenblogger

Aus Burgenblogger.de, 2020

Mit einer Liebesanalogie zu beginnen, wäre einfach: Es war uns beiden klar, das hier wird nur eine Beziehung auf Zeit. Intensiv, schön, zerreißend, mit Wehmut und Schmerz am Ende.
Die Zeit war intensiv, weil das Ende von Anfang an feststand: Wir kannten das Datum, den Moment, an dem sich unsere Wege trennen würden. Das klare Wissen um die Vergänglichkeit machte das Erlebte so kostbar, so einzigartig, so stark.

In den Wochen, Monaten danach haben wir gelitten, und uns die Beziehung und die Nähe mehr als alles andere zurück gewünscht. Jede Erinnerung haben wir mystifiziert, verklärt. Wir wollten wieder zurück, zueinander, verzehrten uns gar sehnend nach vergangenen Tagen.

Und nun passiert eben das – das wonach wir uns sehnten, wird wahr: Ich kehre zurück. Die Beziehung, die doch ganz sicher als beendet schien, ist es doch nicht. Die Sehnsucht nach der aufregenden, intensiven Zeit wird gestillt. Endlich.

In Wirklichkeit, abseits dieser mir noch nicht so gefallenden Burgen-Liebesanalogie, endet so etwas meist im Desaster. Denn: Vergangenes sollte Vergangenes bleiben. Ex bleibt Ex. Und: Die Sehnsucht, das innig Gewünschte, das herbeigesehnte Gefühl, sollte nicht gestillt, nicht erfüllt werden. Dieses Gefühl lebt – gar nährt sich davon, niemals zu enden. Es braucht mystische Verklärung, das Wissen um die Nichterfüllung, der Unerreichbarkeit, sonst schwindet es ganz schnell im Alltag, verblasst, wird grau und vergeht. Naja, so irgendwie.

Zu Burgenblogger.de

Die Texte und Zeichnungen sind im Rahmen eines sechsmonatigen Arbeitsstipendiums auf der Burg Sooneck im Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal entstanden. Förderer und Projektpartner sind die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz e. V., die Generaldirektion Kulturelles Erbe und die Rhein-Zeitung.
Als Autorin hatte ich vollkommene Gestaltungsfreiheit den Inhalt und die Textform betreffend.

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